Region München - Wohnen
Im Kapitel Bevölkerung wird gezeigt, wie die Bevölkerung verteilt ist, d.h. unter anderem wo wieviele Personen leben. In diesem Kapitel wird näher untersucht, wie die Bevölkerung wohnt. Hierfür werden neben der Größe und Dichte der Haushalte auch die Zahl der vorhandenen bzw. neu erstellten Wohnungen und Wohngebäude analysiert. Folgende Themen werden behandelt:
Durchschnittliche Haushaltsgröße und Anteil der Einpersonenhaushalte
Auf Karte 1 lässt sich sehen, wie viele Personen durchschnittlich pro Haushalt leben. In ländlichen Gebieten befinden sich die Haushalte mit den höchsten Durchschnittswerten, die größeren Städten und einige ihrer Umlandgemeinden hingegen weisen geringe Werte auf. Diese Verteilung steht in engem Zusammenhang mit der Altersverteilung: dort, wo viele Personen unter 18 Jahren leben, sind i.d.R. auch die Haushalte größer. Es handelt sich zumeist um Familien mit Kindern.
Es verwundert nicht, dass der Anteil der Einpersonenhaushalte gerade dort besonders hoch ist, wo die durchschnittliche Haushaltsgröße gering ist, da die Anzahl der Einpersonenhaushalte die durchschnittliche Haushaltsgröße mit bestimmt. So wirkt Karte 2 wie ein Komplementärbild zu Karte 1, mit dem selben (umgekehrten) Zusammenhang zur Altersverteilung.
Entwicklung der durchschnittlichen Haushaltsgröße von 1987 bis 2011
Auf den ersten Blick fällt auf, dass die durchschnittliche Haushaltsgröße in fast allen Gemeinden abgenommen hat. In einigen ländlichen Gemeinden ist sie um bis zu 30% zurückgegangen, in der Gemeinde Chiemsee gar um 50%. Hier war der Ausgangswert im Jahr 1987 mit 5,8 Personen pro Haushalt extrem hoch. Insgesamt lässt sich erkennen, dass in ländlichen Regionen der Rückgang zumeist stärker ist als in Städten und ihrem Umland. Einen Zuwachs konnten nur die Gemeinden Marzling, Feldafing, Gräfelfing, Grünwald, München und Baierbrunn verzeichnen. Dies kann daran liegen, dass in vielen Städten bzw. städtisch beeinflussten Gemeinden die durchschnittliche Haushaltsgröße bereits vor 1987 relativ klein war und sich innerhalb der letzten 25 Jahre somit v.a. auf dem Land der gesellschaftliche Trend hin zu Single- bzw. Alleinerziehenden-Haushalten zeigt.
Haushaltsdichte
Die Haushaltsdichte gibt die durchschnittliche Anzahl der Privathaushalte pro qkm an. Hohe Werte entstehen durch eine dichte (und hohe) Wohnbebauung und einen hohen Anteil an Einpersonenhaushalten. In Städten kommt beides zusammen: sie sind zum einen quasi durch eine dichte Bebauung definiert, die u.a. auf die hohen Bodenpreise zurückzuführen ist. Zum anderen ist hier der Anteil an Einpersonenhaushalten besonders hoch. Dementsprechend sind die höchsten Haushaltsdichten in allen größeren Städten und dem Münchner Umland zu finden.
Wohnungsgröße
Die Unterschiede zwischen ländlichen Gebieten und Städten betreffen auch die Größe der Wohneinheiten, hier dargestellt durch die durchschnittliche Anzahl der Räume pro Wohnung bzw. Haus. Diese ist im Allgemeinen auf dem Land deutlich höher als in Städten, da dort in der Regel die Boden- bzw. Mietpreise niedriger und die Haushalte größer sind (vgl. die Verteilung der durchschnittlichen Haushaltsgröße und der Einpersonenhaushalte).
Während sich so die Münchner Bürger im Jahr 2013 mit durchschnittlich 3,3 Räumen pro Wohnung begnügen mussten, standen den Einwohnern der Gemeinde Attenkirchen (Lkr. Kelheim) im Schnitt mehr als doppelt so viele Räume zur Verfügung.
Baufertigstellungen von Wohngebäuden
In den Lücken zwischen den bereits bestehenden Häusern wird fleißig weiter gebaut. Karte 1 zeigt die Baufertigstellungen von Wohngebäuden im Jahr 2013 pro qkm, wobei nur Neuerstellungen berücksichtigt sind. Nachdem in Städten viele Personen auf engem Raum leben und der Bedarf nach neuem Wohnraum auch aufgrund des steten Bevölkerungszuwachses weiter hoch bleibt, ist hier die Anzahl der neuen Gebäude pro Fläche entsprechend höher als in ländlichen Gebieten (Karte 1). Gleichzeitig sind auf dem Land die Bodenpreise in der Regel deutlich niedriger und es ist noch mehr Baufläche vorhanden, so dass sich dort mehr Personen ein eigenes Haus leisten können (Karte 2). Jedoch lässt sich hier insgesamt kein so klares Muster erkennen wie auf Karte 1. Vermutlich spielen hier weitere Faktoren wie die Bevölkerungsentwicklung und die Ausweisung von Baugrundstücken eine Rolle.
Wenn man sich hierzu die Entwicklung innerhalb der vorherigen fünf Jahre anschaut (2008 bis 2013), so bekommt man einen besseren Eindruck für den Trend. Insgesamt sind die Werte deutlich höher, da sie aus den fünf Jahren aufaddiert werden. Die Verteilung der Baufertigstellungen pro qkm in den Jahren 2008 - 2013 (vgl. Karte 3) ähnelt dabei stark derjenigen aus dem Jahr 2013. Insgesamt verstärkt sich der Kontrast zwischen den Ballungsräumen und den ländlichen Gebieten dazwischen und an randlicher Lage des Untersuchungsgebiets. Bei den Baufertigstellungen pro 1.000 Einwohner (Karte 4) verstärkt sich das Muster noch etwas deutlicher. Auffällig ist die Häufung hoher Werte im Umkreis von Ingolstadt, die zum Teil das Bevölkerungswachstum der Region widerspiegeln.
Baufertigstellungen von Wohnungen
Bei den Baufertigstellungen von Wohnungen werden im Gegensatz zu den Wohngebäuden nicht nur Neuerstellungen, sondern auch Umbauten an bestehenden Gebäuden und Nutzungsänderungen berücksichtigt. Daher kann es auch zu negativen Werten kommen, beispielsweise wenn drei 1-Zimmer-Wohnungen zu einer 3-Zimmer-Wohnung zusammengefasst werden oder eine bisherige Wohnung fortan als Büro genutzt wird. Auch aufgrund der Umbauten ist die Zahl der Baufertigstellungen von Wohnungen pro qkm im Jahr 2013 (Karte 1) wesentlich höher als die der Wohngebäude. Auch ist der Unterschied zwischen Stadt und Land hier noch deutlicher. Die Werte pro 1.000 Einwohner sind wiederum recht heterogen verteilt (Karte 2). Während die Städte weiterhin relativ hohe Werte aufweisen, kommen hier viele ländliche Gemeinden mit geringeren Einwohnerzahlen dazu.
Wie schon bei den Wohngebäuden ähnelt auch bei den Baufertigstellungen der Wohnungen der Trend der Jahre 2008-2013 (Karte 3) den Werten nur für das Jahr 2013. Die Karte ist heterogener, was hauptsächlich an der stärkeren Differenzierung zwischen den ländlichen Gebieten liegt: In Gemeinden am Rande des Untersuchungsgebietes wurde innerhalb des Beobachtungszeitraums weniger gebaut als in solchen in oder zwischen Ballungsräumen, was sich wieder gut mit der Bevölkerungsentwicklung deckt. Dies kommt auch bei der Betrachtung der Baufertigstellungen pro 1.000 Einwohner hervor (Karte 4), zumindest für die Gegenden im äußersten Westen, Osten und z.T. auch Norden des Untersuchungsgebiets. Sowohl in der Region Ingolstadt als auch nördlich von München kommt es zu einer Häufung von hohen Werten.
Entwicklung der Anzahl der Wohnungen
Noch etwas deutlicher wird das Bild zur Entwicklung des Wohnraumes, wenn man das prozentuale Wachstum über einen noch längeren Zeitraum hinweg betrachtet. Die Karte zeigt die Entwicklung der Anzahl der Wohnungen zwischen 1995 und 2013. In allen Gemeinden nahm die Zahl der Wohnungen zu, wobei rund 60% der Gemeinden innerhalb von 18 Jahren ein Wachstum von über 30% verzeichnen konnten. Es zeigt sich ein klarer Gradient von Stadt zu Land, was einerseits auf die deutlich geringeren Ausgangswerte in ländlichen Gebieten zurückzuführen ist, andererseits gut mit dem Trend zu kleineren Haushalten dort korrespondiert. Die Ballung hoher Werte im Münchner Nordosten steht vmtl. im Zusammenhang mit der Verlagerung des Flughafens von München-Riem ins Erdinger Moos im Jahr 1992.